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Was lange weht

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Endlich hat jemand den richtigen Schalter gefunden und die Daten der Gebietskulisse Windkraft dorthin entlassen, wie sie hingehören: in die Freiheit. Ein Blick darauf ist ernüchternd, wie bereits vor einigen Monaten dargestellt, ist die Datengrundlage alt. Im Grunde wurden lediglich die bekannten Windgeschwindigkeiten aus dem unzulänglichen 2D-Rechenmodell übernommen und Regionen ermittelt, die in 140m Höhe im Durchschnitt mindestens 4,5 m/s Wind erreichen. Anschließend wurden quasi mit Zirkel und Lineal Zonen ausgeschlossen, in denen Windkraftanlagen aufgrund naturschutz- und immissionsschutzrechtlichen Vorgaben nicht errichtet werden können.

Das ist alles weit weg davon, was man als optimale Planungsgrundlage bezeichnen könnte. Eigentlich ist es nicht viel mehr, als eine Hilfestellung bei der Interpretation der Winddaten aus dem Energie-Atlas Bayern. Auf der anderen Seite, sind das jetzt die Grundlagen, auf denen die Kommunen ihre Entscheidungen für potenzielle Windkraftstandorte treffen und an den Regionalen Planungsverband melden. Ein kritischer Blick lohnt sich daher allemal.

grün: > 5 m/s und vorgprüft, hellgrün: > 4,5 m/s und vorgeprüft, gelb: Einzelfallprüfung notwendig, rot: Ausschlussfläche, weiß: < 4,5 m/s

Auf dem Gemeindegebiet von Schwabmünchen dominieren weiße und rote Flächen. Weiß bedeutet dabei, dass die Windgeschwindigkeit in 140m Höhe unter 4,5 m/s liegt und die Gebiete daher nicht weiter geprüft wurden. Bei den roten Flächen liegen Bedenken hinsichtlich naturschutz- und immissionsschutzrechtlichen Vorgaben vor.
Auf gelben, hellgrünen und grünen Flächen sind Windräder denkbar. Bei gelben Zonen handelt es sich um sensible Flächen, für die eine Einzelfallprüfung notwendig ist. Bei den hellgrünen und grünen Flächen liegen keine naturschutz- und immissionsschutzrechtliche Bedenken vor. Dort wo es es hellgrün ist, weht der Wind rechnerisch mit 4,5 – 4,9 m/s, bei den grünen Flächen sind es mindestens 5 m/s.

Auf die kürzlich diskutierten Vorschläge der Grünen übertragen, bedeutet das nichts Neues.

  • Standort 1 liegt nach dem veralteten 2D-Rechenmodell in einem Bereich, der keine wirtschaftliche Nutzung der Windkraft verspricht. Sehr wahrscheinlich sind die Geschwindigkeiten dort aber höher, was ein aktuelles 3D-Rechenmodell, wie es etwa in der Planungsregion Donau-Iller verwendet wird, zeigen könnte. Im regionalen Klimaschutzkonzept für den Wirtschaftsraum Augsburg gibt es dazu ebenfalls entsprechende Hinweise.
  • Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit an Standort 2 liegt im unteren wirtschaftlichen Bereich, die Abstände zu den Siedlungen reichen dort formal aus. Sofern das Landschaftsschutzgebiet “Westliche Wälder” tatsächlich bebaut werden darf, ist dort ein Windrad denkbar.
  • Standort 3 liegt was die rechnerische Windgeschwindigkeit angeht im optimalen Bereich. Die Abstände zu den Siedlungen sind sogar vergleichsweise großzügig und ausreichend Fläche für mehrere Windräder, die sich nicht gegenseitig beschatten, ist auch vorhanden. Was die Gebietskulisse allerdings nicht berücksichtigt ist die Radarschutzzone des Flughafens Lechfeld, die aller Wahrscheinlichkeit nach dem Bau von Windkraftanlagen entgegen steht.

Damit sind wir nicht schlauer, als vor einem halben Jahr, es macht lediglich einen amtlicheren Eindruck. Windkraft ist vor allem im südlichen Teil des Landkreises Augsburg eine vielversprechende Alternative. Schwabmünchen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, weil es das Gemeindegebiet ist, in dem schon jetzt vergleichsweise große Gebiete liegen, in denen ein wirtschaftlicher Betrieb von Windrädern denkbar ist. Hinzukommt, dass das Hochspannungsnetz hier vergleichsweise gut ausgebaut ist, was die Netzintegration der Anlagen erleichtert.

Wirft man eine Blick auf den ganzen Landkreis Augsburg (siehe Grafik rechts), fallen die großen grünen Flächen auf dem Lechfeld auf. Von Fachleuten wird dieser Bereich schon lange als ideal für die Windkraftnutzung angesehen. Eine Bebauung schied aber bisher aus, weil dem die Bundeswehr widersprochen hätte. Mit der anstehenden Einstellung des militärischen Flugbetriebs am Standort Lechfeld, könnten sich neue Möglichkeiten abzeichnen. Die Frage ist, ob die Lokalpolitiker den Mut haben, an der Stelle vorzupreschen. Sinnvoller als die Standorte in den westlichen Wäldern, ist das Lechfeld auf alle Fälle. Denn bei aller Euphorie für erneuerbare Energien, macht es keinen Sinn mit aller Gewalt die Wälder zu verbauen, wenn nur ein paar Kilometer östlich, Flächen zur Verfügung stünden, bei denen der Eingriff in die Natur deutlich geringer ausfällt.

Nachhaltigkeit ist gefordert und das nicht nur als Floskel. Was schadet den nachfolgenden Generationen weniger, ein Flugplatz, sei er nun militärisch oder zivil, der sich einer zukunftsfähigen Energiepolitik unterordnet, oder ohne Not dezimierte Landschaftsschutzgebiete?

Bild oben: dharder


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